Marktplatz einer deutschen Kleinstadt. Hinter dem Kirchturm ist die Silhouette der Sonne.
Petra Klug
Petra Klug
13. August 2018
Allgemein

Glasfaser – und dann? Regionale Wege in die digitale Zukunft

Wo stehen Deutschlands Kommunen und was brauchen sie, um der Digitalisierung zu begegnen? So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Denn: Die Regionen sind sehr unterschiedlich aufgestellt – das gilt für demografische Entwicklungen ebenso wie für digitale Ausgangsbedingungen.

Die aktuellen Diskussionen über den Breitbandausbau zeigen den großen Nachholbedarf in Deutschland in Sachen Digitalisierung. Wie viel vorausschauender Länder wie Estland, Österreich oder Schweden damit umgegangen sind, ist vielfach diskutiert worden – nicht zuletzt in unserer eigenen Projektarbeit zu Smart Country. Der Breitbandausbau vor allem jenseits der großen Städte ist aber nicht das alleinige Ziel. Es muss eine notwendige Infrastruktur geschaffen werden, damit die Digitalisierung überhaupt bei den Menschen ankommt. Welche konkreten digitalen Anwendungen und Services brauchen die Menschen zum Leben und Arbeiten in den kleineren Städten und Gemeinden und auf dem Land? Und welche Rahmenbedingungen bestehen in den Regionen jenseits des (Nicht-)Vorhandenseins eines schnellen Zugangs zum Internet?

Regionale Digitalisierungsstrategien

Wichtig für Städte und Kreise ist es, diese digitale Zukunft für und mit ihren Bürgern mit Leben zu füllen und den Weg dahin zu konkretisieren. Deshalb brauchen sie Digitalisierungsstrategien, die sich an den regionalen Gegebenheiten und Bedürfnissen orientieren. Ziel muss sein, die digitale Entwicklung zu gestalten und die Maßnahmen auf das lokale Umfeld und die dortigen Lebens- und Arbeitsbedingungen auszurichten.

In unserer Studie Smart County regional gedacht – Teilräumliche Analysen für digitale Strategien in Deutschland wurden diese Rahmenbedingungen aller Kreise und kreisfreien Städte von der TU Dortmund untersucht. Acht verschiedene Raumtypen – von „Landkreisen mit großen strukturellen Herausforderungen“ bis hin zu „Prosperierenden Zentren mit hervorragenden Zukunftschancen“ – werden hier beschrieben. Hemmende wie fördernde Faktoren, die unterschiedlichen Einfluss auf das Entwicklungspotenzial einzelner Standorte haben, werden analysiert. Demographische Daten und die wirtschaftliche Struktur zählen hierzu ebenso wie Bildung oder Gesundheit. Auf dieser Datenbasis können kommunale Akteure ihre regionalen Digitalstrategien entwickeln: Welche Aufgaben sind ungelöst? Was muss verbessert werden? Handlungserfordernisse und, so vorhanden, Handlungsmöglichkeiten können so konkreter benannt werden.

Auf dem Land tut sich was

Neben regionalen Strategien muss es aber immer auch um konkrete Praxisbeispiele gehen, die zeigen, was digital möglich ist. Bereits 2015 sind die digitalen Dörfer in Rheinland-Pfalz gestartet und auch in anderen Regionen gibt es inzwischen viele gute Beispiele für kreative, digitale Anwendungen und Services. In Ostwestfalen ist beispielsweise mit dem Projekt Smart Country Side ein breites Bündnis in den Kreisen Lippe und Höxter entstanden, in dem mit viel bürgerschaftlichem Engagement nicht nur Dorf-Apps, sondern auch digitale Kompetenzen entwickelt werden. Wie wichtig solche digitalen Pioniere für das sorgende Dorf sind, beschreibt Heidrun Wuttke sehr anschaulich in ihrem Blog-Beitrag.

Mit einer Konferenz „Digitales Landleben im Rahmen der Digitalen Kieler Woche im September 2018 möchten wir gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein weitere gute Projekte und Ideen vorstellen und diskutieren. Unter dem Motto „Glasfaser – und dann?“ wird es darum gehen, wie es gerade in kleineren Städten und Gemeinden durch Digitalisierung gelingen kann, das Zusammenleben und Arbeiten attraktiv zu gestalten. Von Coworking in der Stadt und auf dem Land, über der bedarfsgerechte Steuerung von Straßenbeleuchtungen bis zum Urban Cockpit – der Weg nach Kiel lohnt sich in jedem Fall!

 

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Foto: Adrian Infernus/unsplash.com
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