Petra Klug
Petra Klug
7. December 2020
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Wohlhabend, moderat wachsend oder wirtschaftlich dynamisch? Neue Demografietypen für Kommunen

Was verbindet Kommunen und worin unterscheiden sie sich? Lage und Größe, Demografie und Finanzen sind nur einige der Faktoren, die zu einer vergleichbaren Ausgangslage führen. Die neuen Demografietypen in unserem Wegweiser Kommune beschreiben Herausforderungen, Potenziale und Handlungsansätze als Basis für kommunale Planungen.

 

Jede Kommune ist anders und doch kann es Gemeinsamkeiten geben: in der demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung oder im regionalen Umfeld. Aber auch das Gegenteil kann der Fall und die Ausgangssituation für bestimmte Kommunen sehr verschieden sein. Die Demografietypen in unserem Datenportal Wegweiser Kommune führen Städte und Gemeinden auf der Basis von ähnlichen Kennzahlenausprägungen in Gruppen zusammen. Für jeden Typ werden Herausforderungen, Potenziale und konkrete Handlungsansätze beschrieben als Basis für die weitere individuelle Stadtentwicklung.

Was verbindet, was unterscheidet Kommunen?

Auch wenn die Entwicklung der Kommunen in Deutschland sehr heterogen verlaufen kann, die aktuellen Herausforderungen sind für viele vergleichbar: ob Digitalisierung oder demografischer Wandel, ob nationale oder internationale Zuwanderung oder die zunehmende regionale und soziale Spaltung unserer Gesellschaft. Die Strategien zum Umgang mit diesen Herausforderungen unterscheiden sich dagegen zwangsläufig, denn sie sind auch abhängig von der jeweiligen Ausgangslage und den Ressourcen. Vor allem die Anpassung von Infrastruktur und die Sicherung der Daseinsvorsorge steht für alle Kommunen auf der Agenda – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und Prioritätensetzung.

Wie verändert sich Mobilität?

Ein gutes Beispiel hierfür ist das Thema Mobilität: Die Anforderungen an Mobilitätsangebote verändern sich, auf der Kunden- ebenso wie auf der Angebotsseite, auf dem Land ebenso wie in der Stadt. Diese Entwicklungen sind schon seit längerem beobachtbar und die Frage, inwieweit die Corona-Pandemie bestimmte Entwicklungen mittel- und langfristig beeinflusst, wird bereits intensiv diskutiert. Wird es auch in Zukunft vergleichbare Pendlerströme zwischen Arbeitsplätzen und Wohnorten geben, nachdem viele von uns über Monate im Homeoffice arbeiten mussten und auch konnten? Wird sich die „Lust aufs Land“ verstärken, wenn die Arbeitsmöglichkeiten durch Coworking-Spaces vielfältiger werden? Für kommunale Akteure ist es nicht immer einfach, auf aktuelle und oft schleichende Veränderungsprozesse zu reagieren, geschweige denn, sie bei Planungen vorherzusehen.

Was kann eine Typisierung leisten, was nicht?

Indem Kommunen typisiert werden, wird Komplexität reduziert: Die Typisierung ermöglicht die Analyse und Entwicklung von Handlungsansätzen für etwa 3.000 Kommunen. Entlang von Merkmalen, wie etwa der Einwohnerdichte oder dem Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung, werden Kommunen zu Typen gruppiert. Aus der Zuordnung einer Kommune zu einem bestimmten Typ können dann weiterführende spezifische Rückschlüsse auf Herausforderungen und Potenziale für die jeweilige Stadt oder Gemeinde gezogen werden. Dafür sind umfangreiche Datensammlungen (im Wesentlichen der amtlichen Statistik) notwendig, die leider nur mit einem zeitlichen Verzug ausgewertet werden können. Der Nachteil ist, dass sich die Ergebnisse auf Entwicklungen in der Vergangenheit beziehen und die Auswirkungen aktueller gesellschaftlicher Veränderungen nicht berücksichtigt werden können. Die Zuordnung einer Kommune zu einem bestimmten Typ kann daher immer nur ein Ausgangspunkt für eine individuelle Analyse sein. Sie ermöglicht aber sehr wohl eine empirisch fundierte Einschätzung der demografischen und sozioökonomischen Situation einer Kommune.

Wohlhabend, moderat wachsend oder wirtschaftlich dynamisch?

Was Kommunen miteinander verbindet und was sie unterscheidet, lässt sich an zwei Beispielen aus dem Demografietyp 5 „Moderat wachsende Städte und Gemeinden mit regionaler Bedeutung“ zeigen. Zum einen Herrenberg, mit knapp 32.000 Einwohner:innen (2018) in Baden-Württemberg in der Nähe von Stuttgart und Tübingen gelegen und zum anderen Soest, mit knapp 48.000 Einwohner:innen (2018) in Nordrhein-Westfalen zwischen Dortmund und Paderborn gelegen. Kommunen des Typs 5 sind überwiegend durch eine stabile Bevölkerungsentwicklung durch Zuwanderung, eine durchschnittliche Kaufkraft und geringe Armutslagen gekennzeichnet und haben auch als Arbeitsort eine Bedeutung für ihr Umland.

Im Netzdiagramm werden die Gemeinsamkeiten durch das Muster schnell deutlich, es sind aber auch kleine Unterschiede in den Ausprägungen der verschiedenen Indikatoren erkennbar. Für die Analysen und Handlungsansätze des Typs 5 spielen eher die Gemeinsamkeiten eine Rolle, bei der Umsetzung und Entwicklung von Strategien vor Ort sind dagegen die regionalen und lokalen Besonderheiten zu berücksichtigen.

Im Übrigen gibt es neben der Zugehörigkeit zum Demografietyp 5 eine weitere Gemeinsamkeit: Sowohl Herrenberg als auch Soest haben das Thema Mobilität als wichtiges Handlungsfeld für das Zusammenleben und -arbeiten identifiziert. In unserm Smart Country Blog werden u.a. die Mobilitätsplattform „stadtnavi“ in Herrenberg und die App „Big Bird Westfalen“ in Soest vorgestellt – das Lesen lohnt sich!

 

Bildnachweis: Max Böttinger/Unsplash – Unsplash License, https://unsplash.com/license

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