Eine Frau mit längeren Haaren schaut auf eine Wand, auf der sehr viele kleinere Monitore mit zahlreichen Gesichtern abgebildet sind. Das Bild ist in schwarz-weiß gehalten.
Viktoria Grzymek
Viktoria Grzymek
7. Mai 2019
Digitale Souveränität

Digital souverän im Alter: Welche Kompetenzen brauchen wir heute & 2040?

„Digitale Souveränität“ ist ein Begriff, dem man in vielen Digitalisierungsdebatten begegnet und der von verschiedenen Akteuren aus unterschiedlichen Perspektiven verwendet wird. So ist etwa im Kontext der Entwicklung von Schlüsseltechnologien oft die Rede davon, dass Deutschland und Europa seine „digitale Souveränität“ gegenüber Ländern wie den USA oder China behaupten sollte.

Unser Projekt Smart Country nimmt eine andere Perspektive auf das Thema „digitale Souveränität“ ein und blickt auf die gesellschaftliche Gestaltung der Digitalisierung. Für uns bedeutet digitale Souveränität, selbstbestimmt, reflektiert und empathisch in der digitalen Welt handeln zu können. In diesem Sinn ist der Begriff gewiss ein Idealbild: Wer möchte nicht von sich selbst sagen, dass er oder sie sich kompetent und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegt?

Ein Zitat von Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen: Digitale Souveränität setzt den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien voraus: sich Kompetenzen anzueignen und Risiken einschätzen zu können.

Ein Zitat von Jutta Croll (Stiftung Digitale Chancen). Aus unserer demnächst erscheinenden Studie zu digitaler Souveränität.

Wie digital souverän sind wir?

Doch Hand aufs Herz: Wie digital souverän sind wir eigentlich? Können wir digitale Technologien kompetent nutzen und sind wir in der Lage, Chancen und Risiken, Potenziale und Folgen der Nutzung digitaler Technologien einzuschätzen? Die Antworten auf diese Frage fallen für unterschiedliche Generationen und soziale Gruppen unterschiedlich aus. Insbesondere für ältere Menschen sind die Voraussetzungen für digitale Souveränität anders als bei jüngeren Generationen. Doch auch diese Gruppe ist nicht homogen – Tech-Pioniere wie Bill Gates, Tim Berners-Lee oder auch der bereits verstorbene Steve Jobs zählen schließlich zur Generation Ü60. Dennoch würde wohl kaum einer auf die Idee kommen, sie als Senioren zu bezeichnen, die sich in der digitalen Welt nicht zurechtfinden.  Da gerade ältere Menschen auf vielfältige Weise von digitalen Angeboten profitieren können und so möglichst lang ein selbstbestimmtes Leben führen können, legen wir in unserem Projekt Smart Country einen besonderen Fokus auf dieses Thema, etwa in unserer Studie „Digitalisierung für mehr Optionen und Teilhabe im Alter“.

Vom Bedienungswissen zum Orientierungswissen

Gemeinsam mit dem Institut für Innovation und Technik (iit) haben wir untersucht, wie insbesondere ältere Menschen digital souverän werden und in Zukunft auch bleiben können. Unsere Studie „Digital souverän? Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter“ richtet daher den Blick in die Zukunft. Sie skizziert, wie digitale Souveränität in der Perspektive 2030-40 aussehen kann. Zentrale Innovationstreiber wie die künstliche Intelligenz befeuern die Schnelllebigkeit des digitalen Wandels und überholen unsere aktuellen technologischen Grundlagen in rasantem Tempo. Für unsere Studie bedeutet dies beispielsweise, dass es in Zukunft nicht genügen wird, zu wissen, wie man bestimmte digitale Anwendungen bedienen kann. Anstatt eines kurzlebigen „Bedienungswissens“ werden wir in Zukunft ein „Orientierungswissen“ benötigen, das uns dazu befähigt, mit Technologieverständnis reflektiert mit Themen wie Datenaustausch, digitale Rechte oder digitale Identität umzugehen.

Der Blick in die Zukunft

Ein solch zukunftsorientierter Ansatz ist spannend und gleichzeitig methodisch herausfordernd, da wir heute noch nicht genau vorhersagen können, welche Technologien unser Leben in 10 bis 20 Jahren bestimmen werden. Anhand von fünf Thesen stellt unsere Studie mögliche Wege dar, wie digitale Souveränität in der Perspektive 2030 gestärkt werden kann. Grundlage für die Erarbeitung dieser Thesen bilden Interviews mit verschiedenen Digitalexpert*innen sowie Vermittler*innen von digitalen Schulungsangeboten. Eine Zukunftswerkstatt mit Seniorinnen und Senioren und vielfältige Beispiele aus der Praxis haben es uns weiterhin ermöglicht, die Bedürfnisse und Zukunftswünsche älterer Menschen in der Studie zu berücksichtigen.

Ein Zitat von Dagmar Hirche (Verein Wege aus der Einsamkeit): Die Digitalisierung zwingt ältere Menschen lebenslang zu lernen.

Ein Zitat von Dagmar Hirche (Wege aus der Einsamkeit e.V.). Aus unserer demnächst erscheinenden Studie zu digitaler Souveränität.

Wir freuen uns, dieses Thema auf der diesjährigen re:publica vertreten zu sein. Am 08.05. moderiert Carsten Große Starmann aus unserem Projekt Smart Country von 11.15 bis 12.15 Uhr eine Session auf Stage 4. Er kommt mit folgenden Panelist*innen ins Gespräch:

  • Julian Stubbe, Institut für Innovation und Technik in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
  • Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen
  • Dagmar Hirche, Gründerin des Vereins Wege aus der Einsamkeit e.V.

Im Juni 2019 wird unsere Studie „Digital souverän? Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter“ veröffentlicht und auf unserer Projektseite zum Download bereitstehen. Über aktuelle Entwicklungen berichten wir auf diesem Blog sowie über unseren Twitter-Kanal @SmartCountryDE unter dem Hashtag #digitalsouverän.

Update

Die re:publica ist bereits vorbei und unsere Session wurde gefilmt. Das Video zur Session ist verfügbar im YouTube-Kanal der re:publica.

Titelfoto: geralt/pixabay.com, Pixabay-Lizenz

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