Julian Stubbe präsentiert den Teilnehmenden erste Ergebnisse aus der Studie. Herr Stubbe steht neben einem Monitor. Vorne links sitzt Dagmar Hirche.
Viktoria Grzymek
Viktoria Grzymek
14. März 2019
Digitale Souveränität

Digital souverän – heute, in Zukunft und über alle Generationen hinweg

Welche Kompetenzen brauchen wir, um uns kompetent und reflektiert in der digitalen Welt zu bewegen? Wie werden sich diese Fertigkeiten im Jahr 2040 von den heutigen unterschieden? Wie gelingt es, ältere Menschen an Fortschritt und Chancen digitaler Technologien teilhaben zu lassen? Wichtige Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Sie dennoch zu stellen und mögliche Antworten gemeinsam mit älteren Menschen zu erarbeiten, war das Ziel unserer Zukunftswerkstatt zum Thema Digitale Souveränität.

Generation 65+ im Berliner Co-Working Space

Berlin, Potsdamer Platz, Sony Center – ein pulsierender und moderner Ort mitten in der Hauptstadt. Es ist ein betriebsamer Donnerstagmittag, viele eilen in ihrer Mittagspause zum Café, das Smartphone in der Hand oder die Kopfhörer auf den Ohren. Weiße Sneakers, Jeans sowie hippe Rucksäcke scheinen das gängige Outfit derer zu sein, die aus den Büros und Co-Working Spaces kommen. Inmitten dieser Kulisse haben sich am 7. März 23 Seniorinnen und Senioren getroffen, um über digitale Kompetenzen zu sprechen. Gemeinsam mit dem Institut für Innovation und Technik (iit) und dem Verein Wege aus der Einsamkeit (WADE e.V.) hat unser Projekt Smart Country ins Digitale Lernzentrum zur Zukunftswerkstatt geladen. Dieser interaktive Workshop war Teil unserer Studie zur Digitalen Souveränität, an der wir zurzeit gemeinsam mit dem iit arbeiten. Ziel der Studie ist es, konkrete Möglichkeiten zu identifizieren, wie Menschen heutzutage und in Zukunft digital souverän werden und bleiben können.

Digitale Kompetenzen werden ganz analog vermittelt

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Julian Stubbe vom iit die Zielsetzung, Methodik sowie erste Ergebnisse der Studie vor. Die vielen Fragen und Anmerkungen der Teilnehmenden verdeutlichten, dass das relativ abstrakt erscheinende Thema „Digitale Souveränität“ in ihrem Alltag eine ganz konkrete Rolle spielt: Wie verwalte ich mein Konto per Online-Banking? Wie kann ich über WhatsApp am Leben meiner Kinder und Enkel teilhaben? Was verbirgt sich hinter E-Health? All dies sind Fragen, die ältere Menschen umtreiben und die sie mit großer Neugierde beantworten möchten. Mit ihrem Verein WADE bedient Dagmar Hirche diese Wissbegierde, indem sie ältere Menschen im Umgang mit Smartphone und Tablet schult. Wie wichtig dabei Geduld, Respekt und der gegenseitige Austausch mit älteren Menschen in der gleichen Situation sei, betonten alle Teilnehmenden einstimmig.

An mehreren Tischen sitzen die Teilnehmenden im Kreis, um die Tische herum. Auf den Tischen liegt ein unbedrucktes PLakat und darauf viele kleine Zettel.

Die Zukunftswerkstatt mit den Seniorinnen und Senioren ist ein wichtiger Baustein unserer Studie zur Digitalen Souveränität aller Generationen. Foto: Viktoria Grzymek

Auch Heidrun Wuttke vom Projekt Smart Country Side aus dem ostwestfälischen Höxter brachte ihre Erfahrungen mit in die Runde. Sie berichtete unter anderem davon, wie Dorf-Digital-Experten generationsübergreifend beim Erwerb digitaler Kompetenzen unterstützen oder wie Kirchengemeinden die Möglichkeiten digitaler Technologien positiv für sich nutzen können. Die Diskussion machte deutlich: Ältere Menschen können und wollen am technologischen Fortschritt teilhaben, wenn der konkrete Nutzen in ihrem persönlichen Alltag erfahrbar wird. So fasste Carsten Große Starmann aus unserem Smart-Country-Team zusammen: „Auch, wenn es um Digitalisierung geht, so ist die Vermittlung digitaler Kompetenzen etwas ganz Analoges“.

Weltcafé mit älteren Menschen als Baustein der Studie

Im Anschluss an die angeregte Gesprächsrunde kamen die Seniorinnen und Senioren im Format eines Weltcafés in Kleingruppen mit den Digitalexpertinnen und -experten sowie untereinander ins Gespräch. An drei Cafétischen wurden folgende Fragen diskutiert:

  1. Welche digitalen Kompetenzen benötige ich heute und in der Zukunft?
  2. Was hilft mir bzw. was hindert mich, diese zu erlernen?
  3. Was wünsche ich mir für meine digitale Souveränität?
Ein großes braunes Plakat an einer Stellwand. Darauf sind viele bunte Kärtchen geklebt mit der Überschrift: Was hilft mir oder hindert mich?

Ergebnisse am Weltcafé-Tisch zur Frage „Was hilft mir/hindert mich, digitale Kompetenzen zu erlernen?“ Foto: Carsten Große Starmann

Auf Basis dieser Fragestellungen wurde abschließend im Plenum reflektiert, wie digitale Weiterbildung in Zukunft gestaltet sein sollte, insbesondere für ältere Menschen. Denn auch wenn die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt bereits alle verstanden haben, wie wichtig Digitale Souveränität ist, so zeigt der aktuelle D21-Digital-Index gerade bei älteren Generationen noch viel Potenzial. Während die Generation zwischen 60 und 70 Jahren zu fast 80 Prozent das Internet nutzt, ist bei den über 70-Jährigen gut jeder Zweite offline.

D21-Digital-Index 2018/2019: Das jährliche Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, flickr.comCC BY-SA 2.0 (zugeschnitten, linker Teil der Original-Grafik ist weggelassen)

„Digitale Kompetenz ist gelebte Altersvorsorge“ – unterstrich ein Teilnehmer vehement. Und selbst wenn das Thema „Alter‘“ für viele noch in weiter Ferne zu sein scheint: In 10, 20, 30 Jahren werden auch wir zur Generation 65+ zählen. Gerade weil wir heute noch nicht vorhersagen können, welche digitalen Kompetenzen dann benötigt werden, kann es nicht zu früh sein, schon heute zu hinterfragen: „Wie werde und bleibe ich digital souverän?“

Neben den bereits geführten Interviews mit Fachleuten aus der digitalen Szene sowie Personen, die digitale Schulungsangebote vermitteln, werden die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt nun in die weitere Arbeit an unserer Studie fließen, die voraussichtlich im Mai veröffentlicht wird. Über Fortschritte berichten wir auf diesem Blog sowie über unseren Twitter-Kanal @SmartCountryDE unter dem Hashtag #digitalsouverän.

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Titelfoto: Viktoria Grzymek

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