Blick auf zwei Kirchtürme in der Altstadt von Höxter.
Heidrun Wuttke
6. Dezember 2019
Allgemein

Vom Leuchtturm zum Leader: Kreis Höxter treibt Digitalisierung voran

Der Kreis Höxter wird digitaler – und geht dabei den nächsten Schritt in Richtung Zukunft. Nachdem das innovative Leuchtturmprojekt Smart Country Side (SCS) kürzlich erfolgreich endete und die Breitbandanbindung auf den Weg gebracht wurde (im Kreis HX!), startete gleich anschließend das Leader-Projekt „Dorf.Zukunft.Digital“ (DZD), bei dem 30 Dörfer aus dem Kreis Höxter drei Jahre lang digitale Anwendungen erproben.

Das Projekt ist zentraler Baustein eines integrierten Digitalisierungsprozesses, den Kreis und Kommunen zielstrebig verfolgen. Im Januar 2020 nimmt die kreisweite Ehrenamtsagentur ihre Arbeit auf, die ebenfalls die Chancen der Digitalisierung für das bürgerschaftliche Engagement im Kreis Höxter nutzen wird, die Zusammenarbeit von Hauptamt und Ehrenamt stärkt sowie alle Akteure im Kreis eng verzahnt. Höxter ist einer von 16 Landkreisen, die aus dem BMEL-Modellvorhaben „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ 3 Jahre lang gefördert wird.

Digitaler Wandel in allen Bereichen

Das Dach bildet künftig die Digitalisierungsstrategie, die Kreis, Kommunen und Dörfer derzeit gemeinsam entwickeln und ab Frühjahr 2020 umsetzen wollen. Dabei geht es nicht um eine Digitalisierung von Akten oder um den Online-Versand ausgefüllter Formulare. Der digitale Wandel soll in alle Bereiche des Alltags rasch Einzug halten.  Es wird für die Gemeinschaft  und Gäste der Region ganz neue Angebote und Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaft, Mobilität, Tourismus, Kultur, Ehrenamt, Gesundheit geben, die die Lebensqualität und Daseinsvorsorge im ländlichen Raum stärken.

Hier hat das innovative Kooperationsprojekt Smart Country Side der beiden Kreise Lippe und Höxter und das große ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger aus den projektbeteiligten 26 Dörfern, davon allein 16 im Kreis Höxter, wichtige Pionierarbeit geleistet. Sie haben die Chancen der Digitalisierung bedarfsgerecht mit Erfolg für sich genutzt, wie auch die Abschlussbroschüre mit den Handlungsempfehlungen (pdf) für andere ländliche Regionen  belegt.


Ein attraktiver ländlicher Raum lebt auch vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. In diesem Video des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement kommen einige Protagonist*innen des Projekts Smart Coutry Side zu Wort.


Zusammen mit den Dorfgemeinschaften wurden neuartige digitale Anwendungen entwickelt und erprobt, so zum Beispiel die smarte Bürgerhalle, die digitale Dorf-Plattform, der digitale Dorf-Hilferuf, das Sorgende Dorf oder Kirche digital. Auch wurden 140 Dorf-Digital-Experten im Kreis Höxter über 18 Monate an den hiesigen Volkshochschulen als Multiplikatoren ausgebildet, die nicht nur ihre Website neu gestalteten, sondern ihr Wissen an die Dorfgemeinschaft weitergeben.

Innovationspreis für Kompetenzvermittlung

Dazu wurden aus Mitteln des Land(auf)Schwung Projektes „Digitale Kompetenz“, aus denen auch die VHS-Schulungen finanziert wurden, digitale Klassenzimmer in den Dorfgemeinschaftshäusern und Bürgerhallen von 16 Dörfern eingerichtet. Für dieses bundesweit neue und einmalige Konzept „Digitale Kompetenz“ erhielten die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter und die VHS als eng verbundene Projektträger den Innovationspreis 2018-2020 des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung verliehen.

Im neuen Projekt DZD erproben jetzt 30 Dörfer, davon 17, die bisher kaum Berührungspunkte mit der digitalen Transformation hatten, selbstbestimmt digitale Anwendungen, die dabei helfen, bewährte Hilfs- und Kommunikationsangebote im Dorf durch digitale Lösungen zu ergänzen. Das Ziel: Alle sollen teilhaben und profitieren, d. h. auch Studierende, Auspendler, Neubürger und Menschen, die mobil eingeschränkt sind. Der Clou: Neben der digitalen Dorf-Plattform sowie Lern- und Medienecken erhalten die Dörfer bundesweit die einmalige Chance, frühzeitig in den Digitalisierungsprozess im Kreis einbezogen zu werden, so dass Dorf, Kommune und Kreis an einem Strang ziehen.

Nachrichten per DorfFunk geplant

Jeweils zwei Personen  lassen sich zum Dorf-Digital-Lotsen ausbilden, die ihre Vereine und Dorfwerkstätten in allen Digitalisierungsfragen beraten und zentraler Ansprechpartner für die Zukunftsfähigkeit ihrer Dörfer sind. Weitere „Kümmerer“ erstellen und beleben die digitale Dorf-Plattform. Sie berichten über das aktive Dorfleben auf der neuen Website und sorgen für viele spannende Nachrichten bzw. Angebote/Nachfragen auf dem digitalen Marktplatz, eine App, die Echtzeit-Kommunikation auch in Gruppen ermöglicht und auch DorfFunk genannt wird.

Die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Höxter leben beispielgebend vor, dass sich gesellschaftliches Engagement lohnt – für einen selbst, für das Dorf und die Region, in der man gut und gerne lebt und arbeitet. Sie gestalten den digitalen Wandel, vernetzen sich mit anderen digitalen Modellregionen bundesweit und sind als Botschafter auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin sowie anderen Fachveranstaltungen bundesweit unterwegs. Wie sagte die vor wenigen Tagen in den Ruhestand verabschiedete ehemalige Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl anlässlich der Übergabe des Förderbescheids für das Projekt DZD: „Da schwirrt einem der Kopf, was im Kreis Höxter so allen passiert. Hier wird die Digitalisierung sehr gezielt, strategisch und planvoll angegangen.“

 

Lesen Sie weitere Beiträge über das Projekt Smart Country Side:

Sozial braucht Digital: Ehrenamt und Digitalisierung auf dem Land

Smart Country Side: Bürger erproben das digitale Dorf von morgen

Die Dorf-Digital-Experten: Pioniere für das sorgende Dorf

Digitalisierung und Kirche: Wie passt das zusammen?

Titelfoto von Dieter_G auf Pixabay

 

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