Ein Vater trägt links und rechts seine beiden kleinen Mädchen durch ein Feld. Weiter vorne sind zwei Bäume zu sehen. Auf die läuft sein vorauseilender Sohn zu.
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Hannah Amsbeck
30. April 2021
Allgemein

Neue Daten im Wegweiser Kommune: Geburten in Ost und West gehen weiter auseinander

In unserem Projekt „Smart Country“ betreiben wir auch das Datenportal Wegweiser Kommune, das in diesem Jahr auf sein 15-jähriges Jubiläum zusteuert. Im Wegweiser Kommune finden Sie rund 300 Indikatoren für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohner:innen. Die Daten aus Themenbereichen wie Demographischer Wandel, Finanzen oder Soziale Lage wurden jetzt aktualisiert. Wir haben uns die Geburten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie einmal genauer angeschaut, denn demographische Faktoren sind eine wichtige Kennziffer für die Entwicklungschancen einer Kommune.

In Zeiten von Corona werden häufig die Sterbefälle betrachtet. In welche Richtung sich eine Region demografisch aber tatsächlich entwickelt, hängt maßgeblich von den Wanderungen und den Geburten ab.

Wenn man nun die Geburten betrachtet, ist erkennbar, dass während der Corona-Zeit die Geburtenzahlen in Ost- und Westdeutschland tendenziell weiter auseinandergehen.

Das Statistische Bundesamt hat einen leichten Anstieg bei den gemeldeten Geburten von +0,8 Prozent für die Monate Dezember 2020 bis Februar 2021 gegenüber Dezember 2019 bis Februar 2020 gemeldet. Interessant ist hier, dass in Ostdeutschland ein Rückgang um 3,8 Prozent vermeldet wurde, allerdings in Westdeutschland ein Anstieg um 1,8 Prozent (Keine spürbaren Auswirkungen des ersten Lockdowns auf die Geburtenzahl in Deutschland – Statistisches Bundesamt (destatis.de)).

Wegweiser Kommune mit aktualisierten Daten

Unterschiede zwischen der Entwicklung der Geburtenzahlen in Ost- und Westdeutschland finden sich auch schon vor der Pandemie. Im Wegweiser Kommune haben wir gerade die Daten für 2019 ergänzt.

In unserer Rubrik Demographischer Wandel (Beispiel: Gütersloh (GT) – Demographischer Wandel – 2016 – 2018 – Wegweiser Kommune (wegweiser-kommune.de)) können Sie sich die Veränderung der Geburtenzahlen je 1.000 Einwohner (Geburtenrate) im Zeitverlauf anschauen. Es zeigt sich deutlich, dass auf Bundesebene die westdeutschen Bundesländer einen stärkeren Anstieg bei der Geburtenrate zwischen 2011 bis 2019 zu verzeichnen hatten als die ostdeutschen Bundesländer. Für Deutschland insgesamt stieg die Geburtenrate von 8,2 auf 9,5, also um 1,3. Für alle westdeutschen Bundesländer bis auf Hessen (mit 1,2) stieg die Geburtenrate genauso oder noch stärker, für alle ostdeutschen Bundesländer fiel der Anstieg schwächer als der Bundesdurchschnitt aus (siehe Tabelle).

  Geburten (je 1.000 Ew.)
2011
Geburten (je 1.000 Ew.)
2019
Differenz 2019-2011
Baden-Württemberg 8,4 9,8 1,4
Bayern 8,4 9,8 1,4
Berlin 9,6 11,1 1,5
Brandenburg 7,5 8,0 0,5
Bremen, BL 8,4 10,4 2
Deutschland 8,2 9,5 1,3
Hamburg 9,6 11,6 2
Hessen 8,5 9,7 1,2
Mecklenburg-Vorpommern 7,9 8,1 0,2
Niedersachsen 8,0 9,3 1,3
Nordrhein-Westfalen 8,2 9,6 1,4
Rheinland-Pfalz 7,8 9,2 1,4
Saarland 6,9 8,2 1,3
Sachsen 8,3 8,9 0,6
Sachsen-Anhalt 7,4 7,9 0,5
Schleswig-Holstein 7,8 8,7 0,9
Thüringen 7,7 8,2 0,5

 

Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die Geburten je 1.000 Einwohner im Zeitverlauf von 2011-2019 auf Bundeslandebene.

Wenn sich die vom Statistischen Bundesamt aufgezeigte Entwicklung durch Corona so fortsetzt, werden die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland bei den Geburtenraten in Zukunft noch deutlicher ausfallen.

Blick ins Ausland

Wie sieht es in anderen Ländern aus? In besonders von Armut betroffenen Regionen wird von einem starken Geburtenanstieg ausgegangen, da Verhütungsmittel zu teuer sind und Kinderehen so wie sexuelle Gewalt aufgrund wirtschaftlicher Not zunehmen (Wie sich Corona auf die Geburtenrate auswirkt (berliner-zeitung.de)).

Reichere Länder, in denen die ökonomischen und sozialen Folgen deutlich zu spüren sind, wie Spanien, Italien oder Frankreich, haben bisher einen starken Geburtenrückgang zu verbuchen (Keine spürbaren Auswirkungen des ersten Lockdowns auf die Geburtenzahl in Deutschland – Statistisches Bundesamt (destatis.de)). In Deutschland wird es vermutlich auch viele Menschen geben, die ihren Kinderwunsch aufgrund ökonomischer Not aufschieben. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Personen, die in der Corona-Zeit eine neue Besinnung auf das Familienleben erfahren und sich so – vielleicht auch eher – ihren Kinderwunsch erfüllen.

Deutschlandweite Daten können dank der durchgeführten Datenaktualisierung für die Themenfelder Demographischer Wandel, Bildung, Finanzen, Integration, Nachhaltigkeit/SDGs, Pflege, Soziale Lage sowie Wirtschaft und Arbeit nun auch für das Jahr 2019 unter wegweiser-kommune.de abgerufen werden. Damit wurde die Datenbank um den aktuellsten Jahrgang der Statistischen Landesämter (2019) ergänzt. Somit können in diesem „Ist-Daten“ Bereich Zeitvergleiche für alle Jahre von 2006 bis 2019 erstellt werden.


Noch eine kurze Ankündigung: Im Juni wird der Wegweiser Kommune im überarbeiteten Design online gehen. Dann werden auch die jetzt aktualisierten Ist-Daten als Open Data zur Verfügung stehen.

Datenportal: wegweiser-kommune.de

Projektblog: blog.wegweiser-kommune.de


Titelfoto: Juliane Liebermann/Unsplash

Dieser Artikel ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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