Aasee Münster. Bei leicht bewälktem Himmel sind zahlreiche Segelboote unterwegs.
Mitarbeoterfoto Mario Wiedemann
Mario Wiedemann
12. December 2018

Eine LoRaWan-Tonne für Münsters Aasee

Der Aasee ist für Münster der größte Naherholungsraum im Stadtgebiet. Er prägt das Bild Münsters im Stadtmarketing und in vielen Köpfen von Besucherinnen und Besuchern der westfälischen Großstadt. Das Interesse und das Entsetzen in der Bevölkerung waren daher groß, als im Rekordsommer 2018 ein massives Fischsterben im Aasee einsetzte. Viele Tonnen Fisch verendeten wegen der schlechten Wasserqualität: Eine Folge der stetig hohen Temperaturen und des ausbleibenden Niederschlags.

Auf seinem Arbeitsweg mit dem Fahrrad von Senden zum Münsteraner Hafen wurde Michael Hermes unweigerlich Zeuge des Fischsterbens. Hermes ist angestellt bei der items GmbH in Münster, einem IT-Dienstleister für die Energiebranche und den ÖPNV. Die Situation des Aasees lässt ihn in dieser Zeit nicht mehr los. Er telefoniert häufig mit der Stadtverwaltung Münster und ist nicht überzeugt, dass so etwas in Zukunft verhindert werden kann.

Michael Hermes‘ Arbeitgeber, die items GmbH, ist Mitveranstalter des Münster-Hack, dem Hackathon in Münster. Er plant, beim 2. Münsterhack Anfang Oktober mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Projekt umzusetzen, das ein vergleichbares Fischsterben künftig verhindern könnte. Das Projekt „Hack-a-Tonne“ ist geboren.

Ein Frühwarnsystem dank LoRaWan

Beim Münsterhack arbeiten Anfang Oktober über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam in Teams an neun Projekten. Eines davon gibt sich den Namen: Hack-a-Tonne. Die Idee des Projektteams ist es, zwei, drei Tonnen mit Sensoren im Aasee zu platzieren. Diese Sensoren sollen z.B. die Wassertemperatur, den PH-Wert oder den Sauerstoffgehalt messen und diese Daten in kurzen Abständen per LoRaWan übertragen. So würde eine Art Frühwarnsystem entstehen, um anhand der Werte ablesen zu können, wann die Situation im Aasee kritisch wird.

LoRaWan (Long Range Wide Area Network) ist ein Thema, das in den Kommunen, gerade im Umweltbereich, an Bedeutung gewinnen wird. Der Vorteil: die Übertragung von Daten mittels LoRaWan ist sehr energiesparend. Die Batterien von Geräten, die über LoRaWan funken, müssen über Jahre hinweg nicht ausgetauscht werden. Außerdem beträgt die Reichweite im besten Falle mehrere Kilometer. Voraussetzung für einen stadtweiten Einsatz von LoRaWan ist lediglich die Installation von einigen Gateways, die die Signale empfangen. In Ulm hat eine Unternehmerinitiative die Stadt mit Gateways versorgt. Sogar auf dem Ulmer Münster ist ein LoraWan-Gateway installiert. In den Niederlanden messen Sensoren die Bodenfeuchtigkeit und den Wasserbedarf von Bäumen. Und in Schottland wird ein landesweites Frühwarnsystem gegen Überflutungen installiert. In Gehäusen aus 3-D-Druck befinden sich Sensoren, die an neuralgischen Punkten von Flüssen installiert werden und kontinuierlich den Wasserpegel über LoRaWan funken.

Erster Platz beim Hackathon in Münster

Michael Hermes hat sich u.a. auf dem Hansehack in Lübeck mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von LoraWan in der Umweltsensorik vertraut machen können. Der Hansehack hat sich speziell den Themen Internet of Things und LoRaWan gewidmet. Michael Hermes und sein Team haben sich einen Monat später beim Münsterhack daran gewagt, das Thema LoRaWan auch in Münster voranzubringen. Sie schufen einen Protoypen, indem sie einen Sensor in einer Tonne im Münsteraner Hafen platziert haben. Sie nutzten dazu eine Tonne, die von den Stadtwerken Münster betrieben und zur Verfügung gestellt wurde. Die Tonne hat anschließend für einige Stunden Messdaten ans Gateway, das sich auf dem Dach der items GmbH befindet, gefunkt. Mit dem Prototypen hat „Hack-a-Tonne“ den ersten Platz beim Münsterhack belegt.

Michael Hermes beim Installieren des Sensors in einer Tonne im Münsteraner Hafen.

Michael Hermes beim Installieren des LoRaWan-Sensors in einer Tonne im Münsteraner Hafen. Foto: © Philipp Fukas.

Die größte Herausforderung für das Projekt „Hack-a-Tonne“ sind zum einen die recht hohen Kosten. Eine Tonne dürfte insgesamt ca. 20.000 Euro kosten. Eine Münsteraner Bank hat die Finanzierung aber bereits zugesichert. Darüber hinaus muss die Stadtverwaltung in Münster die Erlaubnis erteilen, dass die Tonnen auf dem Aasee platziert werden. Zum jetzigen Zeitpunkt steht diese Zusage noch aus.

Das Projekt Hack-a-Tonne hat bewiesen, dass Initiativen im Bereich LoRaWan dazu beitragen, innovative Lösungen in Kommunen hervorzubringen. Es gibt bereits einige Initiativen, die ehrenamtlich getragen sind. Sie leben vom Engagement einer noch kleinen Community. Wir dürfen darauf gespannt sein, was sich in Zukunft noch an weiteren Ideen und Anwendungen ergibt, wenn die Unterstützung seitens der Kommunen zunimmt.

 

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Titelfoto: Nick Spears/pixabay.com, CC0
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  • Axel Meßling wrote on 17.06.2019

    Eine sehr schöne und sinnvolle Idee, smart und konsequent umgesetzt 🙂
    Hoffentlich klappt es auf der Genehmigungsschiene
    Viel Erfolg!