Machbarschaft
Mitarbeiterfoto Tobias Bürger
Dr. Tobias Bürger
25. August 2021
Corona-Pandemie

Machbarschaft: Eine digitale Brücke zur Nachbarschaftshilfe

Auch kurze Entfernungen können manchmal sehr lang sein – beispielsweise aufgrund von Lockdowns und damit einhergehenden Einschränkungen. Doch mit der analog-digitalen Nachbarschaftshilfe, wie sie etwa das Projekt „Machbarschaft“ anbietet, werden diese Wege wieder kürzer und Hilfe greifbar.

Obwohl die Nutzung des Internets in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist, kann man noch immer nicht davon ausgehen, dass alle Bürger:innen über einen Zugang zum Internet verfügen. Und für diejenigen mit Internetzugang können geringe digitale Kompetenzen eine weitere Barriere darstellen. Damit aber möglichst viele Menschen Vorteile der Digitalisierung nutzen können, also etwa den Austausch über physische Grenzen hinweg, gibt es mittlerweile einige Lösungen, die eine Brücke schlagen wollen zwischen analoger und digitaler Welt. Dabei muss Entfer­nung, die überwunden werden soll, nicht immer mehrere tausend Kilometer betragen. Auch der direkte Nachbar kann sehr weit entfernt sein. Das kann insbesondere auf Ältere zutreffen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Mit seinem automatisierten Telefonservice möchte Machbarschaft hier Abhilfe schaffen.

Eine analog-digitale Brücke

„Unser Telefonservice ist eine analog-digitale Brücke für Senior:innen und Menschen ohne Internet­zugang oder mit eingeschränkten Internetkompetenzen“, erklärt Manuela Greipel, Gründungs­vorstand des Vereins Machbarschaft. Bei Machbarschaft können Unterstützungssuchende eine Festnetz­nummer anrufen und dort ihr Hilfegesuch, beispielsweise einen Gang zur Apotheke oder eine Rezeptabholung beim Arzt, auf Band sprechen. Dieser Anruf wird vom System digitalisiert und landet als offener Aufruf bei Unterstützer:innen im lokalen Umfeld in der digitalen Machbarschafts-App. Nutzer:innen erhalten auf Wunsch einen Hinweis, dass in ihrer Nachbarschaft ein Hilfegesuch aufgegeben wurde. Sie können sich dann entscheiden, ob sie in diesem Fall unterstützen können.

Von der Idee in die Umsetzung

Mit Mach­barschaft soll digitale Spaltung überwunden werden, nämlich zwischen denen, die keine digitalen Endgeräte nutzen, und denen, die das Smartphone oder Tablet täglich nutzen. Die Idee zum Projekt Machbarschaft entstand beim #WirVsVirus-Hackathon, einem Umsetzungsprogramm für Projekte gegen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, und reifte dann in den kommenden Wochen und Monaten zu einem konkreteren Vorhaben an. Aus der Idee erwuchs ein eingetragener Verein, der sich dem generationenübergreifenden Zusammenleben verschrieben hat.

„Uns alle treibt an, dass wir uns gerne engagieren und unsere Ideen interdisziplinär umsetzen“, resümiert Greipel. Mittlerweile zählt das Team rund 30 vor allem ehrenamtliche Mitstreiter:innen. Von den beruflichen Hintergründen der Personen her ist es sehr bunt. Von Theolog:innen über den Marketingmenschen und Studier­en­den – das vielseitige Team sorgt dafür, dass viele verschiedene Aspekte Eingang in die Entwicklung finden.

Vielseitige Nutzungs- und Anknüpfungsmöglichkeiten

Bald unterstützt Machbarschaft in Ostfriesland eine vorerst vollständig analoge Variante in einem geschlossenen System. Hierzu werden in Leer werden in der Stabsstelle Ehrenamt und Freiwilligenagentur die Anrufe rund um die Uhr telefonisch angenommen. Die Vermittlung der Angebote findet dann ebenfalls analog statt. Dieses Angebot wird anschließend für den ersten Piloten automatisiert und zusätzlich angeboten. Diese Version des Projektes wird dann im Anschluss in Hohenbostel erprobt.

Mit dem Service ist eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten denkbar. Dazu zählt etwa der Anschluss an das Leistungs­spektrum von Vereinen, Freiwilligenagenturen, Kirchen und allgemein sozialen Trägern, die dadurch ihre (ehrenamtlichen) Dienstleistungen besser vermitteln können. Über das Um­setzungs­programm von UpdateDeutsch­land, einem bundesweiten Programm zur Entwicklung sozialer Innovationen, konnte der Kontakt zu weiteren interessierten Kommunen und Organisationen hergestellt werden, die ebenfalls an einer Pilotierung der Services interessiert sind.

Auf eine gute Nachbarschaft ist Verlass

Bei Machbarschaft zeigt sich aber auch: Die Idee von Machbarschaft wird nur dann wirklich eine Lösung und Bereicherung für die Nutzer:innen sein, wenn der Service sowohl für Anbieter:innen als auch Nutzer:innen zuverlässig funktioniert. Wenn etwa Kommunen den Service anbieten, dann muss gewährleistet sein, dass etwa Senior:innen sich auf die Verfügbarkeit des Service verlassen können. Zum Beispiel wenn sie die Erledigung von Einkäufen oder die Abholung wichtiger Rezepte bei einem Arzt anfragen.

Damit Machbarschaft eine verlässliche Plattform für Vereine, Gemeinden und soziale Träger werden kann, braucht es eine zuverlässige Organisationsstruktur. Diese Struktur kann allerdings nicht ausschließlich durch ehrenamtliche Mitarbeiter:innen gewährleistet werden. Mit der steigenden Nachfrage wächst auch das Team um Machbarschaft. „Wir haben jetzt einen festen Programmier­er, damit sich das Projekt nun noch schneller bewegt“, so Greipel. Die Angliederung einer gGmbH in naher Zukunft bietet eine passende rechtliche Organisationsform. Sie stellt somit einen weiteren wichtigen Meilenstein für das Team dar und bereitet für Machbarschaft den Weg, ihre Version der analog-digitalen Brücke in die langfristige Umsetzung zu bringen.

 

Team Machbarschaft

Das Team Machbarschaft

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Was ist UpdateDeutschland? UpdateDeutschland steht im Zeichen von Open Social Innovation – eine Methodik, die mit Unterstützung der Bundesregierung beim #WirVsVirus Hackathon und seinem Umsetzungsprogramm erprobt wurde. Von rund 1.500 Lösungen wurden 150 bei der Weiterent­wicklung, Pilotierung und breiten Umsetzung unterstützt. Sie helfen in der Corona-Krise und zeigen heute schon nachhaltige Wirkung. Darauf aufbauend entsteht bei UpdateDeutschland zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Partnerinnen und Partnern aller föderalen Ebenen ein deutschland­weites Zukunftslabor: Hun­derte Lösungen werden parallel getestet und mit Hilfe von Kooperationen in die Umsetzung gebracht. UpdateDeutschland ist ein Experiment, in dem wir aus Fehlern lernen und gemeinsam wachsen. www.updatedeutschland.de

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