Hand hält Smartphone
Ein Senior hält ein Smartphone in der Hand.
Jan Erdmann
Jan Erdmann
30. March 2021

DigiQuartier Kreis Recklinghausen: Senior:innen für digitale Anwendungen begeistern

Digitale Technologien können uns in vielen Lebensbereichen unterstützen. Für viele ältere Menschen können sie aber zur Barriere werden, solange Begriffe wie Messaging, Online-Banking oder Video-Calls lediglich Fremdwörter bleiben. Das Modellprojekt DigiQuartier im Kreis Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen unterstützt die ältere Generation gezielt dabei, technische Alltagshelfer kennenzulernen und fördert ihre digitale Teilhabe.

Digital-Treff: Kaffeetrinken mit Smartphone und Schreibblock

„Wie funktioniert mein digitaler Kalender? Was ist ein QR-Code?“ – alle möglichen Fragen surren durch den Raum beim offenen Sprechstundenangebot mit Smartphone, Tablet und Co. Die Stifte sind gezückt, Schreibblöcke liegen und Kaffeetassen stehen bereit. Zweimal monatlich treffen sich die Senior:innen in den Modell-Quartieren vor Ort, sie tauschen sich aus, lernen voneinander und miteinander.


Stichwort: DigiQuartier

DigiQuartier“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Kreisverwaltung Recklinghausen, dem Rhein-Ruhr-Institut für Sozialwissenschaft und Politikberatung e.V. (Universität Duisburg-Essen) und dem Institut Arbeit und Technik (Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen). Es wird vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW gefördert.


 

Das Ganze ist mittlerweile ein gut besuchtes Angebot und das nicht nur, weil die Teilnahme und der Kaffee kostenfrei sind. Es ist das Miteinander, das Reden und Lachen, was die Quartiersbewohner*innen motiviert. Ihre Technikfragen sind eng mit ihrem Alltag verknüpft, in dem sie immer häufiger vor der geschlossenen Bankfiliale stehen, eine Warnapp installieren oder einen Onlinetermin beim Arzt vereinbaren wollen.

Technikkompetenz und Anwendungswissen im Alter

Denn die meisten Menschen möchten auch im Alter selbstständig in den eigenen vier Wänden leben. Immer ausgefeiltere Technologien lassen diesen Wunsch Wirklichkeit werden. Jedoch braucht es dafür Technikkompetenz und Anwendungswissen – also Fähigkeiten, die viele ältere Menschen (noch) nicht besitzen.

Das Projekt DigiQuartier nimmt gezielt ältere Menschen in den Blick, ihre Lernbiografie, ihre Art sich Technik zuzuwenden, ihren Wunsch nach einem aktiven und selbstständigen Leben, eingebunden in das soziale Umfeld ihres Stadtteils. Denn das Digitale errichtet (oftmals unsichtbare) Barrieren, die es gezielt abzubauen gilt. Entstanden sind unter anderem Digital-Treffs um digitale Teilhabe zu ermöglichen und eine Bücherei der digitalen Dinge zum Ausprobieren.

Bücherei der digitalen Dinge: Technik ausleihen und ausprobieren

Die Ausleihe und das gemeinsame Teilen von Dingen war schon immer ein Grundgedanke von Bibliotheken. Das DigiQuartier-Projekt unterstützte zwei Bibliotheken dabei, deren Angebot um die „Bücherei der digitalen Dinge“ zu erweitern. Egal ob ein eBook-Reader, smarte Funklichtschalter, ein Fitnessarmband oder ein smarter Spazierstock mit GPS-Funktion: Durch die Bücherei der digitalen Dinge können interessierte Personen nun Geräte aus den Bereichen Pflege, Sicherheit und körperliche Aktivität ausleihen und ausprobieren. Die Ausleihe funktioniert genau so leicht und einfach wie bei einem Buch. Der „Bücherei der digitalen Dinge“ ging die Erstellung einer Datenbank voraus, in der möglichst viele Alltagshelfer verzeichnet sind, die Menschen nutzen können.

Modell-Quartiere sind die Hertener Innenstadt, Castrop-Rauxel Habinghorst und der Stadtteil Dorsten Wulfen.

Die Projektlaufzeit des DigiQuartiers endet am 31.08.2021. Bis dahin unterstützen die Projektbeteiligten gerne beim Transfer der Erkenntnisse und Konzepte in andere Kommunen. Aktuell arbeitet das Team an einer Verschriftlichung der Projektergebnisse.

Titelfoto: Bild von congerdesign auf Pixabay

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