Kommunen stehen vor großen Herausforderungen – dazu zählen vor allem der demografische Wandel und die Digitalisierung. Wir wollen Kommunen unterstützen, die digitale Transformation als Chance zu begreifen. Wie kann sie helfen, den demografischen Wandel zu meistern und Regionen attraktiv zu halten?
Nicht alle Regionen und Bevölkerungsgruppen in Deutschland profitieren gleichermaßen von den Chancen der Digitalisierung. Die ungleiche Chancenverteilung zwischen urbanen und nicht urbanen Räumen wird sich durch demographische Veränderungen verschärfen. Aber auch durch die Digitalisierung selbst können sich die Entwicklungsperspektiven von Kommunen gewaltig unterscheiden. Während die einen ihre digitale Infrastruktur ausbauen und digitale Services für mehr Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger entwickeln, fallen andere Kommunen zurück. Es gibt bereits einige Kommunen im Land, die sich trotz ihrer ungünstigen Rahmenbedingungen – wie z.B. eine starke Alterung der Bevölkerung und schlechte wirtschaftliche Lage – auf den digitalen Weg gemacht haben. Sie sehen in digitalen Services eine Möglichkeit, mehr Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger und damit eine höhere Attraktivität ihrer Kommune zu erreichen. Unser Projekt Smart Country unterstützt Kommunen als wichtige Kristallisationspunkte für Veränderungen dabei, die digitale Transformation als Chance zu begreifen, demografische Herausforderungen zu gestalten und Regionen attraktiv zu halten.
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Positive Beispiele für Smart Country
Die Potenziale der Digitalisierung werden noch nicht ausreichend genutzt und insbesondere ländliche und strukturschwache Regionen sind digital abgehängt. Neben den Grundlagen, wie flächendeckendem Zugang zu schnellem Internet und digitalen Kompetenzen in allen Bevölkerungsgruppen, fehlt es vor allem an positiven Beispielen. Eine Erkenntnis unserer Arbeiten für den Reinhard Mohn Preis (siehe „Projekthistorie“ oben) ist, dass konkrete, digitale Anwendungen aus den Lebens- und Arbeitsbereichen der Menschen als Inspirationen dienen. Sie sind häufig Anlass dafür, als Kommune selbst aktiv zu werden. In unserem Smart Country Blog werden wir viele dieser erfolgreichen Beispiele vorstellen und auf diese Weise zur Nachahmung anregen.
Digitale Souveränität – auch für ältere Bevölkerungsgruppen
Zentral ist die Frage, wie Teilhabe ermöglicht und sichergestellt werden kann, ohne weite Teile der Bevölkerung abzuhängen. Eine digitale Entwicklung des ländlichen Raums und strukturschwacher Regionen birgt das Risiko, dass Teile der Bevölkerung, die das Internet bisher noch nicht nutzen, weiter abgehängt werden. Dies betrifft vor allem ältere Bevölkerungsgruppen. Diesen wichtigen Aspekt beleuchten wir in unserem Projekt, indem wir herausarbeiten, wie die digitale Souveränität älterer Menschen gestärkt werden kann. Wie kann eine digitale Assistenzinfrastruktur gestaltet werden, die alle Bürgerinnen und Bürger an den Möglichkeiten der digitalen Entwicklung teilhaben lässt? Welche Orte sind wären dafür geeignet und wie können sich engagierte Bürgerinnen und Bürger einbringen?
Offene Daten für mehr Transparenz und Partizipation
Alle Studien, die wir für den Reinhard Mohn Preis (siehe „Projekthistorie“ unten) erarbeitet haben, zeigen im Ergebnis immer auch die besondere Bedeutung von Daten. Für die kommunale Ebene liegt hier ein wichtiges und bislang wenig ausgestaltetes Entwicklungsfeld. Im Sinne von mehr Transparenz und Partizipation sollen Kommunen Daten und Schriftstücke möglichst offen, d.h. maschinenlesbar und über Programmierschnittstellen, bereitstellen, auswerten und visualisieren. Daten bilden die Grundlage für Entscheidungen und sind ein wichtiger Baustein für mehr Transparenz und Innovation in Kommunen. Besonders den offenen Daten (Open Data) kommt hier eine große Bedeutung zu. Wir werden die Entwicklung hin zu mehr offenen Daten auf kommunaler Ebene fördern. Unsere Aktivitäten im Bereich Open Data sind eng verknüpft mit dem Wegweiser Kommune.
Wegweiser Kommune – mehr offene Daten
Der Wegweiser Kommune ist ein bundesweit etabliertes Datenportal, das Bevölkerungsstatistiken und -prognosen sowie weitere zahlreiche Indikatoren für alle Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland bereithält. Neue Inhalte und Zugänge werden entwickelt, um die Nutzung dieser Daten als Grundlage für kommunale Planungen weiter auszubauen. Wir werden für den Wegweiser Kommune neue, maschinenlesbare Datenformate etablieren, Möglichkeiten für technische Schnittstellen schaffen und rechtliche Restriktionen der freieren Datennutzung überprüfen und abbauen. Dies geschieht unter Vorbehalt, da der Großteil der Daten im Wegweiser Kommune nicht von uns selbst erhoben wird.
Nicht nur eine Frage der Technik und Daten
Der Einsatz von digitaler Technologie und die Nutzung von Daten ist immer nur als Unterstützung für gesellschaftliche Entwicklung anzusehen. Im Zentrum aller kommunalen Entwicklungen steht der Mensch und das Aufrechterhalten eines hohen Lebens-, Arbeits- und Wohnstandards in der Region. Auf dieses Ziel richten wir von Smart Country unsere Projektaktivitäten aus.
Projekthistorie
„Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital“ war Thema des Reinhard Mohn Preises 2017. Der Reinhard Mohn Preis zeichnet jährlich Persönlichkeiten aus, die sich um ein gesellschaftlich bedeutsames Thema verdient gemacht haben. Der Reinhard Mohn Preis 2017 wurde an den früheren Präsidenten Estlands, Toomas Hendrik Ilves, für seine Verdienste um die Digitalisierung in der digitalen Vorreiternation Estland verliehen. Das Projektteam von Smart Country hat im Vorfeld der Verleihung zahlreiche Publikationen veröffentlicht, um die verschiedenen Aspekte von Smart County zu beleuchten: z.B. Mobilität, Gesundheit oder Verwaltung. Auf den Ergebnissen dieser Veröffentlichungen bauen wir weiter auf und fokussieren uns gleichzeitig auf bestimmte Themenschwerpunkte wie beispielsweise offene Daten in der Verwaltung oder die Förderung digitaler Souveränität vor allem älterer Menschen.